curiositas 5.0

Hyperlink im 18. Jh.

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In einer Kunst- und Wunderkammer wurden Objekte, Artefakte und Wissensbestände miteinander verbunden, die aus heutiger Sicht weit auseinanderliegen. Neben Gemälden, Zeichnungen und Druckgrafik sowie Kleinskulpturen und Antiken verfügte auch das Museum Faesch über umfassende Naturalienbestände.

Der digitale Link hat im Verweis auf eine Buchseite seinen analogen Vorläufer.

Um in diesem Wissenskosmos Ordnung zu halten, ja überhaupt erst zu schaffen, bedienten sich Sammler und Forscher einer gerade heute weit verbreiteten Technik: des Links.

Musaeum Franc. Calceolari iun. Veronensisexpand icon

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An dieser Seite aus einem Inventar von 1772 lässt sich das gut darstellen. Es listet 24 Typen von Schalenweichtieren auf, gefolgt von Zahlen. Die Aufzählung beginnt mit der Nautilusmuschel (Nautilus) und endet mit einer See- oder Meerlunge (Pulmo marinus).
Die Zahlen funktionieren gewissermassen als Link zu externen Inhalten. Wie bis heute üblich, steht in der obersten Zeile die entsprechende Domain: vide: Aldrov[andi]: De anim[alibus] exanguib[us] («siehe: Aldrovandi: Über die blutleeren Tiere»).

Die Zahlen beziehen sich also auf die Seiten aus dem Werk des Ulisse Aldrovandi, der damals eine der Autoritäten der Naturforschung war. Das Blatt im Inventar hält also nicht nur den Bestand der Muschelsammlung fest, sondern zeigt auch, wie dieser in der Forschung verwendet wurde: zwischen Autopsie und Gegenkontrolle mit dem etablierten Buchwissen. Damit liessen sich erstens die Objekte der eigenen Sammlung bestimmen, weshalb alle Links auf Seiten mit Abbildungen verweisen. Zweitens konnte dort dann alles Weitere nachgelesen werden. Es versteht sich von selbst, dass das Werk von Aldrovandi in der Bibliothek des Remigius Faesch stand.

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Der Eintrag im Inventar ist das magere Überbleibsel der Muschelsammlung im Museum Faesch. Auch wenn die Objekte nicht erhalten sind, lässt sich die Verbindung der Objekte mit dem damaligen Forschungsstand rekonstruieren und dank digitaler Links auf die Publikation Aldrovandis sogar anschaulich machen. Zugleich zeigen die Hyperlinks im Inventar, wie bereits der Sammler und Forscher Remigius Faesch die Bestände seines Museums praktisch genutzt hat.

Von den Muscheln im Museum Faesch sind nur die Spuren der Forschungspraxis erhalten.

Die interaktive digitale Kopie ermöglicht es, die von Faesch beabsichtigte Verknüpfung mit Buch Aldrovandis selbst nachzuvollziehen.

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